Sie (Trainer) werden im Nachwuchsbereich oft an Tabellenergebnissen und der Performance ihrer Mann-schaft und weniger an der Entwicklung einzelner Spieler gemessen.
Oliver Bierhoff, Direktor Nationalmannschaften und Akademie
Das sind nur einige der vielen Kritikpunkte, mit denen sich die Funktionäre des DFB in den vergangenen Monaten an die Öffentlichkeit gewandt haben. Bereits seit Februar 2018 erarbeitet eine gemeinsame Arbeitsgruppe von DFB und DFL umfassende Reformpläne für die Nachwuchsausbildung im deutschen Fußball. Im Rahmen dieses ins Leben gerufenen Projekt Zukunft soll der Grundstein dafür gelegt werden, dass sich sowohl die Bundesliga, als auch die Nationalmannschaft in den nächsten Jahrzehnten dauerhaft in der Weltspitze etabliert. Neben unverblümt selbstkritischen Situationsanalysen bringt es auch weitreichende Lösungs- und Veränderungsvorschläge in der Talentförderung hervor. Von den angestrebten Reformen betroffene Bereiche sind unter anderem: die Trainerausbildung, jegliche Förderstrukturen sowie eine Neugestaltung des Spielbetriebs. Der DFB macht in den bisher veröffentlichten Konzepten der Arbeitsgruppe Projekt Zukunft deutlich, dass man den Nachholbedarf im Nachwuchsbereich erkannt hat und nun versuchen möchte, gemeinsam mit den Landesverbänden, Leistungszentren und Amateurvereinen neue Wege im deutschen Nachwuchsfußball zu beschreiten [26].
An diesem Punkt möchte auch dieses Buch ansetzen. Alle Überlegungen unserer Denkfabrik drehen sich um die Frage, wie der Nachwuchsfußball optimiert werden kann. Wir sprechen bewusst von Optimierung, denn große Teile des Systems, welches sich in den letzten 20 Jahren entwickelte, können als positiv angesehen werden. Nicht umsonst fungierte der deutsche Fußball in vielerlei Hinsicht als Vorreiter im internationalen Vergleich. Es ist gar nicht lange her, da blickte die Fußballwelt noch neidisch auf Deutschland. Nun hat uns das Schicksal eines Vorreiters ereilt: Erfolgversprechende Methoden wurden von der Konkurrenz übernommen, während die Schwachstellen des Systems erkannt und logischerweise gemieden wurden. Dadurch konnten die anderen Nationen in den letzten Jahren zusehends die Lücke schließen und uns zum Teil auch links und rechts überholen. Bei aller Kritik, die in letzter Zeit vermehrt auf den DFB einprasselt, möchten wir hervorheben, dass, auch wenn nicht alles gut ist, eben auch nicht alles schlecht ist. Es geht uns daher nicht darum, das komplette Talentförderungskonzept auf den Kopf zu stellen, sondern vielmehr gewisse Reserven und Optimierungspotenziale im deutschen Nachwuchsfußball zu identifizieren und somit Aufmerksamkeit für Themenbereiche zu schaffen, die bis dato noch eher stiefmütterlich behandelt werden.
Mehr zum Projekt Zukunft und den Ansatzpunkten dieses Buches könnt ihr im Kapitel „Reserven und Potenziale“ ab Februar 2022 nachlesen.
Was fehlt, ist das freie Spiel. (…) Wir machen uns intensiv Gedanken darüber, ob die Wettbewerbe, wie wir sie haben, sinnvoll sind.
Meikel Schönweitz, Cheftrainer U‑Nationalmannschaften

Wir müssen die Spieler individuell begleiten, ihre vorhandenen Qualitäten fördern und sie in den Mittelpunkt unseres Handelns stellen.
Panagiotis „Joti“ Chatzialexiou, Sportlicher Leiter Nationalmannschaften